Welche Ursachen es für Überzuckerungen gibt

Kategorien und Ursachen von Überzuckerungen (Hyperglykämien) bei Diabetiker:innen

Unerklärliche Ursachen von Überzuckerungen gibt es nicht. Wenn du weisst, welche Ursachen es gibt und wie man sie systematisch findest, kannst du alle Hyperglykämien erklären – und noch wichtiger – die geeigneten Massnahmen definieren und umsetzen, um solche in Zukunft zu vermeiden.

In den meisten Fällen haben Diabetiker:innen mit punktuellen Überzuckerungen (Hyperglykämien) zu kämpfen, womit ich mich in diesem Artikel beschäftige. Das bedeutet Hyperglykämien am Morgen, nach dem Essen oder während der Nacht.
Es gibt aber auch Diabetiker:innen, welche mit konstant hohem Blutzuckerspiegel kämpfen, ohne genau definieren zu können, wann er auftritt. Wer sich hierfür interessiert, sollte meinen Blog-Artikel zu den Ursachen konstanter Überzuckerungen lesen.

Um die Ursachen aus verschiedenen Blickwinkeln zu verstehen, gibt es in der medizinischen Literatur verschiede Arten der Kategorisierung. Ich möchte dir drei vorstellen, welche für die betroffenen Diabetiker:innen besonders relevant sind.

Eine vor allem medizinische Sichtweise ist die Einteilung nach Störfaktoren (diesen Begriff habe ich eingeführt, nicht aber die Kategorisierung), welche den Blutzucker beeinflussen können. In der folgenden Grafik siehst du eine solche Einteilung.

 

Es werden folgende Störfaktoren unterschieden:

  1. Nahrung
  2. Körperliche Aktivität
  3. Medikamente und Gifte
  4. Hormone
  5. Insulin (das einzige blutzuckersenkende Hormon)

Diese Kategorisierung ist besonders hilfreich, wenn es darum geht, zu verstehen, welches die Auslöser einer Unter- und Überzuckerung sind (grün gefärbt) und wie die einzelnen Faktoren auf den Blutzuckerspiegel wirken (steigernd, senkend, verzögernd).

Dazu zwei Beispiele:

Bei Stress oder auch bei einem Infekt (Krankheit) werden verschiedene Hormone aktiviert, welche zu einer Blutzuckererhöhung führen können. So werden zum Beispiel bei Stress Noradrenalin, Adrenalin und Cortisol freigesetzt. Alle drei Hormone sind bekannt und bei Diabetiker:innen berüchtigt, weil sie den Blutzucker zum Teil massiv erhöhen können. Alle Hormone, welche durch eines der abgebildeten Auslöser aktiviert werden, führen zu einem Blutzuckeranstieg. Deshalb ist über dem roten Pfeil ein «+» abgebildet.

Wenn wir die Nahrung betrachten, haben diese eine blutzuckersteigernde und/oder verzögernde Wirkung auf den Blutzuckeranstieg. So haben Kohlenhydrate eine steigernde und Ballaststoffe eine verzögernde Wirkung auf den Blutzuckeranstieg. Es gibt keine Nahrungsmittel, welche messbar den Blutzucker senken, auch wenn dies immer wieder behauptet wird. Deshalb hat bei der Nahrung der rote Pfeil ein «+» und ein «t». Das «t» steht für «verzögernd».

Nun zu einer weiteren Kategorisierung, nämlich nach Therapie- und Verhaltensfehlern:

  1. Zu tiefe Basalrate gewählt (zu wenig Langzeitinsulin gespritzt)
  2. Zu geringer KE-Faktor (Menge an Insulin, die pro Aufnahme von 10g Kohlenhydraten notwendig ist, um den Blutzucker nach der Nahrungsaufnahme wieder in den Ausgangsbereich zu bringen).
  3. Zu geringe Einschätzung der Kohlenhydrate und/oder Fett-Proteineinheiten
  4. Zu kurzer Spritz-Essabstand.
  5. Falsche Bolusform (einmalige Injektion der berechneten Insulineinheiten) bei Alkohol, Fett, Proteinen oder Ballaststoffen.
  6. Zu schnelles Essen von vielen und vor allem schnellen Kohlenhydraten bzw. fehlendes Aufteilen in kleinere dafür mehrere Portionen.

Diese Einteilung wird vor allem in der medizinischen Literatur verwendet, wenn es darum geht zu eruieren, was der betroffene Patient falsch gemacht hat bzw. ob die Therapievorgaben korrekt sind.

Eine weitere Kategorisierung ist die zeitliche Einteilung. Das heisst, wann tritt eine Überzuckerung auf. Diesbezüglich werden folgende vier Kategorien unterschieden:

  1. Nächtliche
  2. Morgendliche
  3. Präprandiale (vor dem Essen)
  4. Postprandiale (nach dem Essen)

Dazu habe ich eine Checkliste erstellt, welche alle möglichen Ursachen von hohem Blutzucker abbildet. Hier ein Ausschnitt zu den postprandialen Hyperglykämien, d.h. Überzuckerungen nach dem Essen.

postprandial (nach dem Essen)  
  • zu hoher Glyx-Wert der Kohlenhydrate
  • zu schnell gegessen
  • Fehler bei der Bolusabgabe:
    • zu niedrige Insulindosis
    • KE-Faktor zu niedrig
    • zu kurzer Spritz-Essabstand
    • falsche Bolusform

Wenn du eine Überzuckerung hast und die Ursachen kennen möchtest, dann nimmst du diese Checkliste zur Hand.

Zusätzlich brauchst du Messdaten, welche du interpretieren musst. Eine solche Interpretation ist aber in der Regel einfach.

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Zusammengefasst kann man also Folgendes festhalten:

Die Störfaktoren dienen dazu zu verstehen, was überhaupt den Blutzucker steigern, senken oder den Blutzuckeranstieg verzögern kann. Die Auslöser (wie z.B. Stress oder Infekt) helfen zudem, bisher ignorierte Ursachen zu finden. Damit wird einem auch bewusst, dass z.B. Fette und Proteine genauso für eine Überzuckerung verantwortlich sein können wie Kohlenhydrate, auch wenn sogar von Ernährungsberatern und Hausärzten fälschlicherweise behauptet wird, dass diese den Blutzucker nicht ansteigen lassen. Wichtiger in diesem Zusammenhang ist aber die zeitliche Verzögerung des Blutzuckeranstiegs aufgrund eingenommener Kohlenhydrate, welche durch Fette, Proteine und Alkohol verursacht werden.

Die zeitliche Einteilung mit ihrer Gruppierung der Therapie- und Verhaltensfehlern sowie der hormonellen Ursachen, so wie sie in meiner Checkliste abgebildet sind, beantwortet die Frage, welche Ursachen können wann in Frage kommen. Voraussetzung hierfür ist aber, dass genügend Blutzuckermessdaten vorliegen.

Ich habe tausende von Diabetiker:innen mit einer intensivierten konventionellen Insulintherapie kennengelernt.

Solche Blutzuckerwerte habe ich in meiner langjährigen Karriere als Diabetologe noch nie gesehen!
Wie machen Sie das nur?

Aussage meines Diabetologen mit über 30 Jahren Berufserfahrung

WICHTIG:

  • Meine Empfehlungen, Informationen und Kurse dürfen nicht als medizinische Beratung angesehen werden!
  • Du darfst auf keinen Fall irgendwelche Änderungen in Bezug auf deine Diabetesbehandlung ohne die Zustimmung deines Diabetologen vornehmen!
  • Es ist wichtig, dass jeder Diabetes-Fall von einem qualifizierten Arzt oder medizinischen Fachmann individuell beurteilt und behandelt wird.

 


ÜBER DEN AUTOR

Autor

Dein Diabetes Mentor

Mein Name ist Patrick und ich bin Diabetiker Typ 2 mit Charakteristika eines Typ 1. Dank ICT Plus ® gelte ich als «optimal» eingestellt. Im Januar 2023 hatte ich einen HbA1c von 5.6 und einen TIR von 93%. Das heisst, ich habe kein signifikant höheres Risiko mehr, an den gefürchteten Folgen der Diabetes zu erkranken als ein Stoffwechselgesunder.

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