Diabetes Typ2 umkehren – Mit der South Beach-Diät?

Heute werden Low Carb Diäten zum Abnehmen und für das Rückgängigmachen von Typ-2-Diabetes empfohlen, weil sie sich als effektiv in der Blutzuckerregulation und der Gewichtsreduktion erwiesen haben.
Die South Beach-Diät wurde von Dr. Arthur Agatston, einem amerikanischen Kardiologen, entwickelt. Ziel der Diät ist es, Gewicht zu verlieren und die Gesundheit des Herzens zu verbessern, indem der Fokus auf gesunde Fette, mageres Protein und komplexe Kohlenhydrate gelegt wird. Die Diät soll eine ausgewogene Ernährung und einen nachhaltigen Lebensstil fördern, anstatt kurzfristige Diäterfolge.


Ziele und Zweck

Ziel und Zweck der South Beach Diät ist Gewichtsabnahme und der Fettabbau. Zudem sollen die Blutfett- und die Insulinwerte verbessert werden.

Ausprägung

Um das „Dickmacherhormon“ Insulin in Schach zu halten, sollten möglichst wenig Kohlenhydrate mit hohem glykämischen Index (GI) verzehrt werden, die den Insulinspiegel in die Höhe treiben. In den ersten zwei Wochen soll sich so der Gewichtsverlust auf vier bis sieben Kilo belaufen. Es handelt sich somit um eine Kombination einer Low Carb und einer Glyx-Diät.

Die South Beach Diät umfasst sechs Mahlzeiten pro Tag, die aus Frühstück, Snack, Mittagessen, Snack, Abendessen und Dessert bestehen. Die Mahlzeiten sollten so gross sein, dass sie sättigend sind. Zudem besteht diese Diät aus drei Phasen, um den Stoffwechsel anzukurbeln und das Gewicht zu reduzieren:

Phase 1: In den ersten zwei Wochen ist der Konsum von Kohlenhydraten stark eingeschränkt, um den Heisshunger auf Süssigkeiten, Backwaren und stärkehaltige Produkte zu reduzieren. Deshalb muss sowohl auf Brot, Reis, Nudeln, Kartoffeln, Backwaren, Süssigkeiten, Zucker, aber auch Obst und Gemüse mit hohem Zuckeranteil wie z. B. Mais oder Karotten verzichtet werden. Kohlenhydratarmes Gemüse wie Broccoli, Blumenkohl, Spinat, Pilze oder Spargel können neben Fisch und magerem Fleisch jedoch ausreichend verzehrt werden.

Phase 2: In der zweiten Phase werden Kohlenhydrate mit einem niedrigen glykämischen Index in den Diätplan aufgenommen, wie etwa Vollkornprodukte, Gemüse und fast alle Früchte. Weiterhin besteht der Verzicht auf Weissbrot, Pasta, Reis, Kartoffeln, Mais, Früchte und Säfte mit hohem Zuckeranteil. Diese Phase dauert so lange an, bis man sein Wunschgewicht erreicht hat.

Phase 3: Wenn man sein Wunschgewicht erreicht hat, beginnt Phase drei. Sie hat keine zeitliche Begrenzung. Stattdessen soll sie als Dauerernährung geeignet sein. Dabei dürfen fast alle Kohlenhydrate verzehrt werden, und zwar so lange, bis man wieder an Gewicht zunimmt. Dabei sollen aber vor allem Kohlenhydrate mit einem niedrigen Glykämischen Index konsumiert und damit Einfach- und Zweifachzucker möglichst gemieden werden.

Somit sieht die South-Beach-Diät eine nachhaltige Ernährungsumstellung vor. Zudem empfiehlt Dr. Agatston täglich leichte sportliche Betätigung.

Agatston verwendet, wie auch andere Vertreter der GLYX-Theorie, eine Ampel zur Bewertung von Lebensmitteln. Bei ihm hat sie vier Farben: grün = gut, gelb = massvoll verwenden, orange = stark einschränken, rot = tabu.

Was erlaubt ist und was nicht

Geeignete Lebensmittel im Rahmen der South-Beach-Diät sind

  • Gemüse & Salat (aber nur solche mit niedrigem GI)
  • Obst in Massen und nur solche mit einem niedrigen GI
  • fettarme Milchprodukte
  • Oliven & Olivenöl
  • Walnüsse & Walnussöl
  • Vollkornprodukte in Massen
  • Fisch
  • fettarmes Fleisch
  • Eier in Massen
  • Hülsenfrüchte in Massen

Die ungeeigneten Lebensmittel richten sich nach der jeweiligen Diätphase.

Für alle Phasen gilt, dass Zucker, süsse Getränke und Weissmehlprodukte tabu sind.

Auch stärkereiche Nahrungsmittel wie Kartoffeln sollten gemieden werden.

Fettreiche Wurstsorten und grössere Mengen an gesättigten Fetten aus Butter, Sahne oder fettreichem Käse sind ungeeignet.

Mit Ausnahme der restriktiven ersten Phase entspricht der Speiseplan einer Mischkost.

Vorteile

  1. Eine erste restriktive Phase mit schnellem Gewichtsverlust macht Sinn, da wissenschaftlich erwiesen ist, dass Diäten wo am Anfang schnell Gewicht verloren wird, erfolgreicher sind als andere.
  2. Die erste Phase verzichtet komplett auf Zucker, was gerade zu Beginn sehr wichtig ist. So macht man eine Entwöhnung von der Zuckerabhängigkeit, an welcher die grosse Mehrheit der deutschsprachigen Bevölkerung leidet.
  3. Sie stabilisiert den Blutzucker und fördert eine langsame Gewichtsabnahme ohne Jo-Jo-Effekt.
  4. Dank der proteinhaltigen Lebensmitteln gibt es einen guten Sättigungseffekt und somit ist die Gefahr von Heisshunger reduziert.
  5. Man braucht keine Kilokalorien zu zählen.
  6. Die Diät fokussiert auf gesunde Kohlenhydrate und ungesättigte Fette.
  7. Man hat eine grosse Rezeptauswahl und die Diät ist somit abwechslungsreich.
  8. Die Phase 3 sieht eine langfristige Ernährungsumstellung vor, welche durchaus einer gesunden und ausgewogenen Ernährung aus heutiger Sicht entspricht. Es gibt keine Lebensmittelkategorie welche verboten ist und es gibt für alle Produkte immer Alternativen.
  9. Ausser in Phase 1 sollte es keine Probleme geben, wenn man auswärts isst oder zum Essen eingeladen wird.

Nachteile

  1. In der ersten Phase kann die drastische Reduzierung von Kohlenhydraten zu Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Reizbarkeit führen. Dies ist aber auch ein gutes Zeichen, da der Körper offenbar reagiert.
  2. Sechs Mahlzeiten am Tag gelten heute aus ernährungswissenschaftlicher Sicht als nicht mehr zeitgemäss. Besser sind drei Mahlzeiten, mit Essenspausen von mindestens 4 bis 5 Stunden, damit der Körper die Fettreserven anzapfen kann.
  3. Wer sich ausschliesslich an die Ernährungstipps bezüglich der guten und schlechten Kohlenhydrate sowie Fette hält und keine begleitende Literatur oder Kurse nutzt, sollte die Grundlagen einer gesunden Ernährung kennen. Ansonsten droht eine Unterversorgung von wichtigen Mikronährstoffen.
  4. Deshalb wird in der Regel Unterstützung bei der Umsetzung benötigt.
  5. Die Phase zwei kann sehr lange andauern. Es muss daher darauf geachtet werden, die Ernährung durch möglichst grosse Abwechslung nicht eintönig werden zu lassen.
  6. Neuste ernährungswissenschaftliche Erkenntnisse wie zum Beispiel zum Intervallfasten fehlen.

Für wen die Diät geeignet ist und für wen nicht

  • Die South-Beach-Diät wurde ursprünglich für Herzkranke entwickelt, um deren Gesundheit zu stabilisieren. Sie enthält daher einige allgemein anerkannte Empfehlungen zur Gesunderhaltung von Herz und Gefässen. Dazu gehört etwa der Rat, viel Tomaten zu essen - dem enthaltenen Farbstoff Lycopin werden diverse gesundheitsfördernde Wirkungen zugeschrieben. Auch Fisch, Meeresfrüchte sowie Pflanzenöle können sich durch die enthaltenen essenziellen Fettsäuren positiv auswirken.
  • Diese Diät eignet sich für Menschen, welche eine strukturierte Low Carb Diät suchen und sich mit den Extremvarianten wie der ketogenen oder der Paleo Ernährungsform nicht anfreunden können. Sie ist die einzige aus den USA stammende Diät welche grundsätzlich zum Abspecken mit gutem Gewissen in Betracht gezogen werden kann.

Nicht geeignet ist diese Diät hingegen für:

  • Die Diät ist nur eingeschränkt für Vegetarier und überhaupt nicht für Veganer vorgesehen. Der Fett- und Proteinbedarf muss gegebenenfalls durch geeignete Ernährung aus Hülsenfrüchten (Bohnen), Soja, Pilzen, Nüssen etc. gedeckt werden. Dies ist aber eine generelle Herausforderung, vor allem für Veganer.

Mein Fazit

Ich erachte die South Beach Diät als sinnvolle Low-Carb-Ernährung, würde sie aber nur eingeschränkt für die Umkehrung der Diabetes Typ2 empfehlen. Der Fokus liegt auf dem Abnehmen und der Herzgesundheit und nicht so sehr auf dem Abbau der Insulinresistenz und somit dem Rückgängig machen der Zuckerkrankheit. Die South Beach Diät kennt keine Empfehlungen für weitere Erfolgsfaktoren zur Umkehrung der Diabetes Typ2, welche die Umstellung des Lebensstils betreffen. Wer diese Diät umsetzt, muss also noch andere Massnahmen wie zum Beispiel körperliche Bewegung ergreifen, um Erfolg bei der Reduzierung der Insulinsensitivität zu haben. Schliesslich sollte auch ein Intervallfasten eingebaut werden, um die Effizienz zu erhöhen.

Grundsätzlich gefallen mir Diäten, welche in Phasen vorgehen. Phasen helfen, den Stoffwechsel allmählich und gezielt umzustellen. Dies gilt insbesondere für die Phase 1, wo auf Zucker und Stärke verzichtet werden und eine schnelle Gewichtsabnahme erfolgen soll. Zucker und Stärke sind die mit Abstand schädlichsten Nährstoffe, die es gibt. Deshalb ist die Priorität 1, darauf zu verzichten. Wer das nicht kann, wird sich grundsätzlich niemals gesund und ausgewogen ernähren können.

Die Originaldiät ist für unsere Breitengraden eher ungewohnt und es dürfte schwierig werden, die entsprechenden Nahrungsmittel zu finden. Zudem werden Nahrungsergänzungsmittel oder auch die Einnahme von Artischockenextrakt zur Verdauung des vielen Fettes empfohlen, was nicht unbedingt einer natürlichen Ernährungsweise entspricht. Es gibt von dieser Diät aber viele Adaptionen für den deutschsprachigen Raum, inklusive Kochbücher.

Da umständliches Kalorienzählen wegfällt und auch exakte Mengen an Kohlenhydraten und Fett nicht ermittelt werden, betrachte ich die South-Beach-Diät als alltagstauglich. Zudem ist es bei einer ausreichenden Speisenauswahl kein Problem, in der Kantine oder im Restaurant zu essen. Etwas schwieriger dürfte es bei privaten Essenseinladungen werden, da auf Zucker und Stärke verzichtet werden soll.

Für das Ziel der Umkehrung der Diabetes Typ2 erhält die South Beat-Diät von mir eine 7 von 10 möglichen Punkten.

Für die folgenden Kriterien würde ich diese Diät wie folgt bewerten:

  • Das Erfolgspotenzial für eine kurz- und langfristige Gewichtsabnahme erhält 9 Punkte.
  • Das Gesundheitsrisiko, welches du mit dieser Ernährungsform langfristig eingehst bekommt 8 Punkte.
  • Das Potenzial für die langfristige Umkehrung der Diabetes Typ2 erhält 4 Punkte.
  • Die Umsetzbarkeit in der Praxis erhält 7 Punkte.

Dabei gelten 10 Punkte als optimal.

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ÜBER DEN AUTOR

Autor

Dein Diabetes Mentor

Mein Name ist Patrick und ich bin Diabetiker Typ 2 mit Charakteristika eines Typ 1. Dank ICT Plus ® gelte ich als «optimal» eingestellt. Im Januar 2023 hatte ich einen HbA1c von 5.6 und einen TIR von 93%. Das heisst, ich habe kein signifikant höheres Risiko mehr, an den gefürchteten Folgen der Diabetes zu erkranken als ein Stoffwechselgesunder.

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